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Weihnachten ohne Weihnachtsbaum – Festtagsstimmung am anderen Ende der Welt

Nun ist es bald soweit und es weihnachtet sehr – zumindest in Europa. Hier in Asien ist von Vorweihnachtsstimmung keine Rede, es könnte August oder Oktober sein oder meinetwegen auch März, aber ganz sicher nicht die Woche nach dem dritten Advent.

Die Frage, wie wir als Familie dieses besondere Weihnachten verbringen und wie wir unsere Tochter an diese bedeutsame Tradition heranführen wollen, beschäftigt uns sehr. Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Familie. Aber wie können wir das feiern, wenn unsere Familien und Lieben tausende Kilometer entfernt sind?

Dieses Jahr wird erst das zweite Jahr in meinem Leben sein, in dem ich an Heiligabend nicht mit meiner Familie zusammen bin. Wie soll Weihnachtsstimmung aufkommen ohne Omas kandierte Walnüsse, ohne die schillernde überbordende Deko meiner Tante und ohne wildes Geschrei beim „Schöne-Dinge-Wichteln“ (bei uns wird um die Geschenke gespielt und zwar ohne Rücksicht auf den Geräuschpegel).

Auf der anderen Seite fällt die stressige Vorweihnachtszeit weg. Keine Geschenke müssen besorgt werden, wir müssen nicht mit aller Kraft versuchen, unsere Lieben an den paar wenigen Feiertagen unter einen Hut zu bekommen und wir müssen uns nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie wir dezent leckeres Weihnachtsessen für uns auf den Tisch zaubern, ohne sämtlichen Familienmitgliedern mit der veganen Moralkeule auf den Wecker zu gehen.

Weihnachten – Zeit der Besinnlichkeit

Alles, was an Weihnahten in wenige Tage gezwängt werden muss – Familienzeit, Entschleunigung, Freiraum für die eigenen Gedanken – können wir unterwegs das ganze Jahr lang erfahren. Unsere Reise bietet unendliche Zeit für uns als Kleinfamilie. All diese Momente können wir in Ruhe sammeln und für unsere eigene Besinnung nutzen, gerade hier in den Bergen von Pai.

Das Besondere an diesem Ort ist, dass es hier viel Gemeinschaft gibt, die sich ähnlich anfühlt wie der Teil von Weihnachten, nach dem wir alle streben. Mitsamt der Ruhe, die einsetzt, sobald die Einkäufe erledigt sind, der Braten im Ofen ist, der Tofu in der Pfanne brutzelt und die Geschenke schön ordentlich gestapelt schick verpackt unterm Weihnachtsbaum liegen. Nur ohne den Stress.

Wir vermissen unsere Familien, aber wir finden zumindest andere Wege, unserer Tochter zu vermitteln, was Gemeinschaft bedeutet und dass man sich mit anderen Menschen geborgen fühlen kann. An Weihnachten kann unser Kind lernen, was Familie eigentlich bedeutet: Interesse, Zeit, Nähe, Wärme, Gemütlichkeit – auch am anderen Ende der Welt.

Keine Geschenke, neue Traditionen

Dieses Jahr wird unser Fest deshalb definitiv unkonventionell und wahrscheinlich ein Feiertag, an den wir uns noch lange erinnern werden. Wir versuchen, für uns als Familie einen besonderen, schönen Tag zu kreieren – voller Lichter, Wärme und gutem Essen. Ob es nun so besinnlich wird wie mit unseren eigenen Verwandten oder einfach unvergleichlich anders, wird sich zeigen. Unsere Reise ermöglicht es uns jedenfalls, uns auch in diesem Bereich neu auszuprobieren und ein Stück weit zu finden. Wer weiß, welche neuen Weihnachtstraditionen dieses Jahr in den Koffer unseres Repertoires wandern und fortan jedes Jahr wieder ausgepackt werden. Wer weiß, an welche lieben Menschen wir in Zukunft jeden Advent voller Wärme denken werden?

Klar ist, wir werden ohne Geschenke feiern, denn die Kapazität unserer Rucksäcke ist sehr begrenzt und unsere große Reise ist wahrlich Geschenk genug. Zum Glück ist unsere Tochter noch so klein, dass sie nie bewusst einen riesengroßen Geschenkeberg unterm Weihnachtsbaum wahrgenommen hat. Auf diese Weise werden keine Erwartungen enttäuscht und sie nimmt das Fest, das wir ihr bieten, so offen an wie alles Neue in ihrem Leben.

Alle Traditionen, die uns ausmachen, bekommen hier in der Ferne viel mehr Gewicht als in Deutschland, wo sie jedes Jahr immer schneller nebenher laufen wie die Adventszeit, das Weihnachtsmarkthopping oder das Türchenöffnen im Kalender. Wir erfahren hier in Pai genau, was wir an unseren bisherigen Weihnachten zu schätzen wissen, wie wir derzeit feiern wollen und was uns in Zukunft am Fest wichtig sein wird – und haben die Muße, unserem Kind beizubringen, wie wichtig diese innere, besinnliche Reise ist.

Von Josi

Als Entdeckerin, Lebenskünstlerin, Unerzogen-Mama und Glücksforscherin erkunde ich mit meiner kleinen Familie die Welt. Alles, was ich unterwegs lerne, was mich bewegt und verwundert, teile ich mit euch auf unserem Blog.

4 Antworten auf „Weihnachten ohne Weihnachtsbaum – Festtagsstimmung am anderen Ende der Welt“

Sehr schön geschrieben und einfach sehr tiefe Wahrheit: „Familie bedeutet: Interesse, Zeit, Nähe, Wärme, Gemütlichkeit – auch am anderen Ende der Welt.“ Lieben Dank und euch eine schöne Weihnachtszeit 🙂 Liebe Grüße, die Mana mit family

Liebe Mana,
vielen lieben Dank für deinen warmherzigen Kommentar! Die Grundfesten im Leben verändern sich eben nicht.
Herzliche Grüße & einen schönen vierten Advent wünscht
der Olaf

Da kommen Erinnerungen an das letzte Weihnachten auf, die wir in Thailand verbracht haben. Bei uns war es etwas trubeliger, da wir zu sechst reisten, aber nicht so wie in Berlin. Das Resort hatte ein schnuckeliges kleines Weihnachtsfest für die Gäste ausgerichtet und es war richtig schön, wenn auch anders. Ich wünsche euch auch noch weitere besinnliche Tage. Liebe Grüße, Dagmar

Liebe Dagmar,
das klingt ja wunderschön! Wir haben hier eine kleine Gemeinschaft gefunden, die das Weihnachtsfest hier in Pai ausrichtet – mit viel selbstgemachtem Essen und Musik. So feiern wir hier am Ende wahrscheinlich mit mehr Menschen als in Deutschland. 🙂
Einen herzlichen Gruß und einen schönen vierten Advent,
Olaf

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