Kategorien
Aufbruch Reisevorbereitung

Fliegen mit gefühlsstarkem Kind – 10 panikerprobte Tipps

„Eine große Reise mit gefühlsstarkem Kind? Seid ihr denn irre?“

, fragt ihr euch jetzt vielleicht. Eine längere oder kürzere Reise kann tatsächlich Familien mit temperamentvollen Kindern eine echte Auszeit verschaffen. Allerdings haben wir ein Kind, dass zum einen extremst extrovertiert ist und zum anderen eine gigantische Menge Input braucht. Ein Kind mit diesen Charaktereigenschaften ist wie fürs Reisen gemacht. Unser erster gemeinsamer Flug war trotzdem eine Vollkatastrophe.

Inzwischen macht unsere Tochter 20 Stunden Flüge und ewig lange Busfahrten lässig mit – die Reisetage sind dabei oft deutlich entspannter als unser Alltag.

Falls ihr auch so ein wildes wunderbares Wesen zuhause habt und nicht mehr wisst, was ihr sonst noch bieten könnt, ist vielleicht eine Reise das Richtige für euch. Damit es im Flugzeug keine Tränen und keinen Stress gibt, teilen wir hier unsere wichtigsten Tipps für einen reibungslosen Flug mit euch.

Mehr Infos über gefühlsstarke Kinder gibt es hier.*

1. Der Flughafen als Spielplatz

Das A und O beim Fliegen bei uns sind die Stunden vor dem Start. Die verbringen wir an einem besonders aufregenden Ort für kleine abenteuerlustige Energiewesen. Hier die Dinge, die jeden Flughafen unendlich spannend machen:

  • Flugzeuge beim Starten und Landen beobachten
  • über die Transportbänder rennen, immer und immer wieder
  • den Gepäckwagen als Kinderwagen, Rennauto oder Kutsche benutzten
  • neue Freunde finden
  • die kunterbunten Geschäfte anschauen
  • Fangen spielen
  • Geschichten von den startenden und landenden Flugzeugen erzählen.

Hierbei wechseln wir uns ab, damit unser Kind keine Sekunde gelangweilt sein muss. Die Devise ist hier: Auspowern mit allen Mitteln. Da bei jedem Flug ohnehin sehr viel Wartezeit eingeplant ist und Flughäfen Orte sind, an denen immer etwas los ist, funktioniert das prima.

2. Die richtige Uhrzeit

Wie alles, was mit unseren energiegeladenen Kindern zu tun hat, ist die richtige Uhrzeit für jede Unternehmung der Schlüssel zum Erfolg. So empfehle ich zum Beispiel, einen 20-Stunden-Flug am frühen Abend anzutreten. Auf die Art kann das Kind, noch ganz satt von all den Eindrücken, die der Flughafen bietet, das Flugzeug ein wenig auf sich wirken lassen, den aufregenden Start miterleben, noch eine Weile aus dem Fenster schauen und dann hoffentlich einschlafen. Bei uns klappt es inzwischen jedes Mal. Eventuell musst du schauen, welche Zeiten für dein Kind am besten passen.

3. Das richtige Spielzeug

Es gibt ein paar Kleinigkeiten, die euch die Flugreise mit eurem Kind definitiv erleichtern werden. Hier kommen die Top 7 unserer kleinen Lebensretter auf langen Reisen:

  1. Fingerpuppen*
  2. Monster Karten*
  3. Spielfiguren*
  4. interaktive Bücher auf dem Tablet (absoluter Favorit: Schnecke Milli) (über die Nutzung vom tablet von Kleinkindern hab ich hier geschrieben)
  5. Pixie Bücher*
  6. Knete*
  7. Buntstifte und Papier

Alle genannten Spielsachen funktionieren auch auf der ganzen Reise als praktisches, langlebiges Lieblingsspielzeug. Wir sind seit vielen Monaten unterwegs und Lola spielt nach wie vor begeistert mit all den Dingen aus der Liste. Für den Fall des Meldowns haben wir außerdem ein paar Folgen Kinderserie auf unserem Telefon. Eine Handvoll reicht dicke, ein Flug ist spannend für kleine Kinder.

4. Sitzplätze

Die richtige Sitzverteilung ist noch etwas, was ganz wichtig für einen erfolgreichen Flug ist. Hierbei gibt es zwei Strategien, die Sinn machen:

  1. 1.Die Eltern sitzen getrennt, damit immer ein Elternteil Pause machen kann. Es wird sich abwechselnd ums Kind gekümmert.
  2. 2.Alle sitzen gemeinsam, damit die Eltern sich bei der Betreuung des Kindes gegenseitig unterstützen können.

Für uns funktioniert Variante zwei, weil Lola sich weigert, einen ganzen Flug neben ihrem Papa zu sitzen, wenn ich ganz woanders bin.

Zusätzlich achten wir darauf, unser Kind immer ans Fenster zu setzen (bei großen Fliegern mit Mittelreihe Sitzplätze am Fenster reservieren!). Auf die Art gibt es unendlich viel zu schauen. Unser Tochter ist auch nach über 20 langen Flügen noch fasziniert.

5. Vorbereitung

Veränderung ist so eine Sache, mit der viele gefühlsstarke Kinder ein Riesenproblem haben. Wie wir es trotzdem schaffen, mit unserem Kind durch die Weltgeschichte zu reisen?

Wir bereiten sie gründlich vor. Bevor wir aufbrechen, sprechen wir über den Flughafen, rätseln gemeinsam, welche Farbe wohl unser Flugzeug haben wird und schauen Videos von den Orten, an die wir reisen werden. Wir besprechen immer und immer wieder, wann es los geht und was sie erwarten kann. Inzwischen funktioniert das wirklich gut und Lola ist keineswegs überrascht, wenn sie plötzlich in einer großen Blechbüchse über den Atlantik fliegt, sondern viel eher aufgeregt. Sie ruft dann: „Wir erleben jetzt ein Abenteuer!“ und genießt den Flug.

6. Essen

Falls alle Stränge reißen, das Spielzeug langweilig ist und die Filme blöde, hilft: Essen. Dabei macht es Sinn, etwas zu knabbern mitzunehmen. Viele bedürfnisstarke Kinder haben sehr genaue Vorstellungen, wie ihr Essen aussehen sollte. Das Flugzeugessen erfüllt diese Erwartungen vielleicht nicht. Eventuell macht es Sinn, ein paar besondere Naschereien einzupacken.

Unsere Tochter ist, wahrscheinlich weil sie inzwischen so gern fliegt, unterwegs sagenhaft unkompliziert und isst gern, was auf das Flugzeugtablett kommt.

7. Routine

Wer häufiger mit gefühlsstarken Kindern reist, hat die Möglichkeit, eine Fliegeroutine zu entwickeln. Auf die Art wissen alle Familienmitglieder, was auf sie zukommt und was von ihnen erwartet wird. Flüge laufen ohnehin immer alle sehr ähnlich ab – eine Routine zu etablieren sollte kein Problem sein. Auf die Art wird es tatsächlich mit jedem Flug immer und immer einfacher.

8. Die Ankunft

Trotz aller Vorbereitung ist jedes neue Ankommen hart. Wir merken, dass Lola jedes Mal ein paar Tage braucht, um die neue Umgebung zu verarbeiten. Das Gute ist: Direkt nach dem Flug ist sie so zufrieden, dass der Ankommensschock erst einmal auf sich warten lässt. So können wir uns sammeln, nach kindgerechten Aktivitäten umschauen und zur Ruhe kommen.

Der Ankommensschock äußert sich meist in größerer Ungeduld und Anhänglichkeit und ist in ein paar Tagen ausgestanden. Oft funktioniert es, die ersten paar Tage dicht mit aufregenden Unternehmungen vollzupacken – Jetlag hin oder her. Für Lola ist die Strategie absolut das Richtige.

Wie sich unsere erste Reise für uns angefühlt hat, könnt ihr hier lesen.

9. Jetlag

Die größte Sorge von übermüdeten Eltern ist sicherlich die, dass ein Jetlag das ohnehin schon wenig schlafende Kind völlig aus dem Gleichgewicht bringt. Was das angeht, kann ich dich beruhigen. Kinder scheinen den Jetlag viel besser zu verkraften als wir Erwachsenen, das gilt für gefühlsstarke Kinder genauso wie für alle anderen auch. Es gab schon Flüge von Deutschland nach Asien, nach denen Lola sich sofort und ohne Probleme an die neue Zeit angepasst hat – als hätte sie eine innere Uhr dabei. Wir Eltern hatten dann zwar abends große Probleme einzuschlafen, aber nach jahrelanger Müdigkeit sind wir letztlich ziemlich gut darin, einfach spontan umzufallen und zu schlafen.

10. Für den Notfall: Überraschung

Wir nehmen sie jedes Mal mit und brauchen sie doch nie: die Notfallüberraschung. Das kann ein neuer Film auf dem iPad sein, eine spannende App, ein kleines Spielzeug oder sogar eine Süßigkeit. Alles, was dem Kind eine Freude machen würde. Denn wir wissen alle: So intensiv wie Ablehnung und Wut gelebt wird, genauso stark kann die Begeisterung unserer Kinder sein. Genau das können wir Eltern uns im Notfall zunutze machen. Die Freude über eine Überraschung ist ziemlich sicher so groß, dass jeder Kummer sofort vergessen ist. So wird mit dem langen Flug etwas Positives verbunden und das Kind hat eventuell sogar ein kleines Erinnerungsstück an diese Reise.

Na, hat Dich das Reisefieber ein bisschen gepackt? Mache jetzt unseren Test und finde heraus, ob du bereit für eine Weltreise bist!

Hast Du selbst ein gefühlsstarkes Kind? Gab es schon eine gemeinsame Reise? Hast DU schon Flugerfahrung mit Kindern? Was sind Deine besten Tipps?

Lass es uns in den Kommentaren wissen!

Wenn Dir der Artikel gefallen hat, freuen wir uns über ein Feedback oder ein share auf Facebook. Wenn du Freunde mit gefühlsstarken Kindern hast, erzählt ihnen von unserem Blog – Recherche nach guten Infos fällt wirklich schwer, wenn man Dauermüde ist.

 

Mehr von unserem Reisealltag mit unserer großartigen, wilden, unbändigen Tochter findest du auf Instagram.

Du willst keinen Blogpost mehr verpassen? Begleite uns auf auf Facebook und du bist immer gut informiert!

Von Josi

Als Entdeckerin, Lebenskünstlerin, Unerzogen-Mama und Glücksforscherin erkunde ich mit meiner kleinen Familie die Welt. Alles, was ich unterwegs lerne, was mich bewegt und verwundert, teile ich mit euch auf unserem Blog.

20 Antworten auf „Fliegen mit gefühlsstarkem Kind – 10 panikerprobte Tipps“

Liebe Josi, gute Tipps. Meine Tochter (3) ist auch (Achtung Label) HN, aber inzwischen gehören Langstreckenflüge zu den Dingen, auf die ich mich (alleinerziehend) sehr mit ihr freue – ich mache es ziemlich genau wie ihr. Zusätzlich: Manchmal will sie zuhause die letzten Bisse gefüttert kriegen – dann spielen wir, dass Löffel/Gabel ein Flugzeug bei der Landung ist. Es wird das ganze Prozedere mit Anschnallen etc pantomimisch nachgespielt, alle Ansagen werden imitiert… Fliegen ist auch außerhalb vom Fliegen ein „normaler“ Bestandteil ihres Lebens, das macht es leichter. (Neulich nationale Kurzstrecke mit easyJet, enttäuscht: „Und warum ist das nicht Emirates? Ich bleib mal wach, Mama, vielleicht bringen die doch noch Essen und Tomatensaft.“)

Ich bin kein Verfechter davon, Kinder als „gefühlsttark“ und weniger gefühlsstark zu bezeichnen, da jedes kind seine eigene Aft hst, diese zu zeigen. Aber ich fand die Tipps richtig toll! Wir sind dieses Jahr zum ersten Mal mit ihr geflogen, allerdings nur eine Kurzstrecke. Und sie hat es besser aufgenommen als wir alten Angsthasen :p

Wir sind auch keine großen Fans von Labels, aber wenn sich etwas gesellschaftlich verändern soll, ist es wichtig, die Unstimmigkeiten erst einmal benennen zu können. Und was das Fliegen angeht: Unsere Kinder sind einfach so viel lässiger als wir

Liebe Josi,

ein interessanter Beitrag, den ich gleich mal einer Freundin weiterempfehle. Sie kommt einmal im Jahr aus Australien nach good old germany und hat bald auch die Kids dabei.
Aber das man über die Transportbänder rennen darf, ist mir neu. Aber cool, dass das erlaubt ist. Hätte mir als Kind auch Spaß gemacht.

Super, dass alle Tipps auch erprobt sind.

Liebe Grüße,
Mo

Äh, ist es schlimm, wenn ich sage, dass wir alle gerne über Transportbänder rennen? 😀 (Wir sind da auf jeden Fall vorsichtiger als manch ein Geschäftsmann – unsere Tochter sowieso).

Und, ja, diese Tipps sind wirklich auf Herz und Nieren getestet!
Liebe Grüße
Olaf

Wir haben mit unserer mittlerweile 10 Monate alten Tochter schon 4 Flugreisen hinter uns. Fliegen ist für sie mittlerweile so normal wie Auto fahren und aktuell findet sie es mega spannend alles im Flugzeug zu erkunden. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es mit zunehmenden Alter schwieriger wird sie zu bespaßen und bei Laune zu hslten.
LG Ina

Ehrlich gesagt wird es nur einfacher, jedenfalls bei uns. Mit größerem Verständnis kommt mehr Aufmerksamkeit und mehr Ruhe in die Reise. Wie hat sich das bei euch entwickelt?

Liebe Grüße
Olaf

ich habe selber keine Kinder, aber kann mir zu gut vorstellen, dass Fliegen im Allgemeinen nicht unbedingt angenehm ist als Kind. meine beiden Neffen sind auch recht gefühlsstarke Kinder, aber bisher noch nicht geflogen – den Beitrag werde ich gerne mal an meine Schwester weiterleiten für’s erste mal 🙂

liebste Grüße auch,
❤ Tina von liebewasist.com
Liebe was ist auf Instagram

Hallo Josi!
Mal wieder ein toller Artikel… und witzig, dass man manchmal als Elternteil automatisch das „Richtige“ macht. Carlotta hat mit ihren 21 Monaten „erst“ drei Flugreisen mitgemacht, und ich handhabe das sehr ähnlich wie ihr. Problematisch ist es, das alleinerziehend zu wuppen. Dann bist du – ob du willst oder nicht – der erste und auch der einzige Ansprechpartner. Tatsächlich habe ich aber gelernt, Carlotta einfach machen zu lassen. Da auch sie sehr extrovertiert ist, sucht sie sich oft einen zusätzlichen „Spielpartner“. Das kann die Omi zwei Reihen vor uns sein oder auch ein junger Herr neben uns. Irgendwen findet sie eigentlich immer, der Lust auf Malen oder „Versteckspielen“ hat. Snacks und Überraschungen in Form von neuen Pixie-Büchlein o. ä. sind bei uns immer mit dabei, und auch ich erzähle ihr immer schon weit vor der Reise, dass wir uns bald auf den Weg machen, und wen wir treffen und wo. Am Flughafen lasse ich sie auch viel laufen und frei erobern, was sie für erobernswert hält. Ich reise wahnsinnig gerne mit ihr, denn sie bereichert meine Reisen sehr.

Das klingt auch einfach nach dem richtigen und perfekten Umgang mit einem extrovertierten Kind auf Reisen. Es geht auch als Alleinerziehende nicht anders, es braucht die freundlichen Sitznachbarn aus dem Flugzeug. Ich finde es toll und mutig, dass Du solche Reisen mit Deinem Kind erlebst und kann das für uns mit der Bereicherung nur unterschreiben!

Ganz liebe Grüße
Olaf

Mit dem Begriff gefühlstark kann ich nicht wirklich was anfangen, warum muss man den ständig Kinder und alles andere in Kategorien packen. Die Tipps die du gibts sind super und doch für jedes Kind anwendbar,egal ob gefühlstark oder nicht. Wir viele Tipps selbst schon angewandt, bei 4 Kindern haben wir genügend Möglichkeiten dazu einige helfen bei dem einen besser wie beim anderen . Wir fliegen nicht so gerne und so viel, da genau wie beim Autofahren 2 der Kinder immer schlecht wird und zwar so richtig! Deshalb sind wir Zugfans, da funktioniert es gut und ohne das ihnen schlecht wird.
Danke für die tollen Tipps!

LG aus Norwegen
Ina

Liebe Ina,
So ging es mir anfangs auch. Ich sehe den Begriff, nachdem ich mich eingehend damit beschäftigt habe, allerdings nicht mehr als Label, das einengt. Es ist viel mehr eine Umdeutung, ein positiv besetzter Begriff für Kinder, die ein bisschen aus der Norm fallen. Uns hilft es, einen positiven Begriff für das zu haben, was uns manchmal an den Rand der Verzweiflung bringt. Außerdem können wir auf die Art andere Eltern finden, die ihr Kind ähnlich empfinden. Dieser Austausch ist so wertvoll.
Du hast recht, diese Flugtipps sind für alle Kinder passend und helfen hoffentlich ganz vielen Eltern. Da wir aber nunmal Erfahrung mit einem besonders temperamentvollen, energetischen Kind haben, können wir die auch teilen und auch gezielt an Familien richten, deren Kinder ähnlich ticken. Viele trauen sich vielleicht überhaupt nicht, mit einem gefühlsstarken Kind zu reisen. Es ist schon ein intensiveres Leben. Daher hoffe ich, dass meine Tipps auch Eltern mit gefühlsstarken Kindern erreichen und ihnen den Rücken stärken.
Liebe Grüße,
Josi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert