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Wochenende in Bildern – Wünsch Dir was!

Dieses Wochenende steht unter dem Stern vom Knüpfen neuer Freundschaften und der Lösung eines mönchsgeknüpften Wunschbandes.

Aber von vorn: Nachdem wir unsere neuen Freunde, die liebe Familie von Kalu am Samstagmorgen verlassen müssen, geht es für Josi auf den Rücken des alten Jimmie. Ein Bericht über unsere Kamelsafari findet ihr hier.

Kamele in der Thar-Wüste

Etwas später lassen wir die „Wüste“, die eigentlich einfach nur ein Wohngebiet mit vielen freundlich winkenden Kindern und noch mehr zufrieden Blätter mampfenden Kamelen ist, hinter uns und warten auf unsere Taxi. Das Taxi ist ein Roller und ja, wir drei passen samt Rucksack und Fahrer irgendwie drauf und werden durch die trubelige Innenstadt von Pushkar gekarrt.

Camel-Carts in der Nähe von Pushkar

Endlich angekommen machen wir uns gut gelaunt und ganz erfüllt auf den Weg zum Frühstück. Das Wetter ist wie immer so blendend wie unsere Laune.

Josi vor dem Eingang des Athiti Guesthouses in Pushkar

Es geht wie jeden Tag über den großen Marktplatz…

Markfrauen auf der Main Market Road in Pushkar

…und wir trauen uns endlich, die besonders finster dreinschauende Gemüsefrau zu fotografieren.

Gemüsefrau auf dem Markt in Pushkar

Seit wir das Buch „Holy Cow“ von Sarah MacDonald gelesen haben, sind wir etwas besorgt, dass wir tatsächlich von übelgelaunten Indern verflucht werden könnten, wenn wir uns unangemessen verhalten (unbedingte Leseempfehlung!).

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Also schnell weiter zum Frühstück:

Großes Frühstück in Pushkar

Unser Start in den Tag ist heute groß und gesund, die Kamelsafari hat ordentlich Kalorien verbrannt. Gestärkt vom Frühstück schauen wir bei Alicia vorbei, um unsere Backpack-Baby-Batches abzuholen, die sie in Handarbeit für uns angefertigt hat. Überall in Pushkar sehen wir Alicias kleine Filzanstecker, die sie eigenhändig bestickt. Eigentlich läuft die gesamte Werbung kompletter Hotelketten hier über ihre Arbeit. Die kleinen Mitbringsel sind gewissermaßen samtige Visitenkarten. Jetzt haben wir auch welche. Yeah!

Alicia Nieto hat uns Anstecker für Backpack Baby gemacht. An diesem Wochenende in Bildern in Pushkar ist auch so manch anderer Wunsch in Erfüllung gegangen.

Der Tag war so erlebnisreich, dass wir ihn entspannt am See beim Sonnenuntergang ausklingen lassen.

Der heilige See in Pushkar

Am Sonntagmorgen fällt mir auf, dass sich mein Wunscharmband gelöst hat. Ich hatte es mir im Oktober im Doi-Suthep-Tempel von einem Mönch umbinden lassen. Dabei sollte ich fest an einen Wunsch denken. Sofern wir alles richtig verstanden haben, geht der Wunsch in Erfüllung, sobald das Bändchen abfällt. Perfektes Timing! Gerade scrollen wir etwas sehnsüchtig durch unsere immer länger werdende Reise-Bucketlist. Mein Wunsch ist es nämlich, dass wir es uns bald wieder leisten können, zu reisen. Ein Glück, dass sich das Bändchen noch vor der Rückkehr nach Deutschland gelöst hat.

Mein thailändisches Wunscharmband hat sich gelöst. Das heißt, bald wird mein Wunsch, weiter um die Welt reisen zu können, wahr. Allerdings war das nicht der einzige Wunsch, den wir uns dieses Wochende erfüllt haben.

Bald geht es wieder los in die trubeligen Straßen Pushkars. Auf dem Weg in die Stadt kommen wir regelmäßig an einem sehr verschmutzten Gewässer vorbei, an dem jeder seinen Müll ablädt. Der umgekippte Tümpel stinkt schon jetzt in der kalten Jahreszeit enorm. Wie es sich hier im Sommer für die Menschen anfühlen muss, die direkt daneben leben, wollen wir uns gar nicht ausmalen. Am schlimmsten ist aber die Kuhherde, die Plastiktüte um Plastiktüte schluckt, um an Essensreste zu kommen. Bislang haben wir uns dagegen gesperrt, den Tümpel zu fotografieren, aber er hat seine eigene, schräge Schönheit, die wir gerne festhalten und teilen wollen.

Verschmutzter See in Pushkar

Kein Wochenende in Bildern, dass aus Indien gesendet wird, kommt ohne Hochzeitsbezug aus: Das sind die hiesigen Lautsprecher-Wagen, die zur musikalischen „Bereicherung“ der allabendlich (und eigentlich auch alltäglich) stattfindenden Hochzeiten eingesetzt werden. In der Mitte angeschlossen fanden wir bei näherer Betrachtung ein kleines Keyboard, was die tonale Beschränkung auf ungefähr zwei bis vier Akkorde ganz gut erklärt. Oder wie Josi so schön sagte: „Das klingt wie ein besoffener Graf Dracula!“

Lautsprecher-Wagen in Pushkar, der für Hochzeiten eingesetzt wird

Wir gehen für einen Kaffee auf das Dach des U-Turn-Rooftop-Cafés nahe des heiligen Sees, der so ziemlich das Gegenbild von seinem arg geschundenen Kollegen von vorhin ist.

Blick auf den heiligen See in Pushkar im Abendlicht von der Dachterrasse des U-Turn-Cafés.

Dieser glänzende Spiegel ist ebenso ein Teil dieser Welt wie die andere vor sich hin blubbernde Kloake. Authentisch ist in Indien beides. Dieser See wird nicht als Touristenattraktion rein gehalten, sondern ist einerseits eine Trinkwasserquelle für die Armen, (und es als Oase auch seit Jahrhunderten schon gewesen ist) und andererseits ein heiliger Ort, dem Respekt gezollt wird und der deswegen nicht verschmutzt wird. Pech für den kleinen, unheiligen Tümpel auf unserem Weg. Wie oft haben wir uns schon gewünscht, es würde mehr heilige Stätten und Wesen auf der Welt geben. Unser Miteinander und unser Lebensraum wären viel angenehmer.

Wenn wir unsere Umgebung nicht verschönern können, denken wir uns auf dem Heimweg, dann verschönern wir eben unseren persönlichen Tempel, unseren Körper. Die Tochter einer Schneiderfamilie trägt angeblich wunderbare Henna-Tattoos auf die Haut auf. Als wir vorsichtig fragen, werden wir sofort durch den Arbeitsraum mit den vier uralten Nähmaschinen in ein kleines Zimmer geführt, wo neben der Katze am Fenster, der schlafenden Oma auf dem Bett und den Eltern in der Kochnische noch drei weitere Kinder durcheinanderwuseln. Der Raum ist kleiner als unser in unseren Augen nicht übermäßig großes Hotelzimmer. Außer der Katze sind alle völlig gelassen und fröhlich und fragen uns begeistert dieselben Fragen ungefähr dreimal.

Josi mit Henna-Tattoo auf dem Arm.

Josi wird mit einem Bindi verziert und ich trage ihr zusätzlich noch einen roten Klecks auf den Kopf auf, der wohl so etwas wie ein „Dips!“-Stempel für Verheiratete ist.

Insgesamt haben wir das Gefühl, dass gerade die armen Familien einen unglaublich herzlichen Umgang mit uns pflegen. Wir haben uns in Indien noch nicht einmal Chai kaufen müssen, weil er uns ständig ausgegeben wird. Zum Abschied bekommen wir beide mit dem Worten „Friends for life!“ Freundschaftsarmbänder, eine feste Umarmung und alle ringen uns das Versprechen ab, bald wiederzukommen.


Bilder von vielen andren Familien und ihren Wochenenden gibt es wie immer bei Geborgen Wachsen.

Merken

Von Josi und Olaf

Wir haben all unseren Mut eingepackt und sind dabei herauszufinden wer wir sind und wie wir als Familie leben wollen. Derzeit befinden wir uns in Südostasien auf Forschungsreise zu uns selbst.

Eine Antwort auf „Wochenende in Bildern – Wünsch Dir was!“

Wie schön zu hören, dass Ihr euch zu gut eingelebt habt und so traurig zu hören, dass Ihr wieder ins verregnete Deutschland müsst. Macht aber nix, denn Euer Wunsch wird dank des Wunscharmbands bald in Erfüllung gehen! 🙂 Ich hoffe, Ihr seid gut angekommen.

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