Auf in einen neuen Abenteuertag! Heute machen wir die Stadt Pushkar unsicher, verirren uns in Basaren, geraten in eine Hochzeit (schon wieder) und baden unser Kind the indian way.
Unser Beitrag im Februar zu „12 von 12“.
Unser Hotel hier in Pushkar sieht aus wie eine kleine Burg, die mit flatternden Fähnchen und Wimpeln besteckt ist. Das Wetter ist hier übrigens immer so gut (und im Winter auch nicht windig).
Was wäre eine Burg ohne Aussichtsturm? Von unserer Frühstücksterrasse können wir die Stadt zwar auch entspannt bestaunen, aber die ungesicherte Metalltreppe zieht unser wagemutiges Kind natürlich an wie eine Packung Kekse in einem der unzähligen Lädchen hier, die sie dort übrigens folgendermaßen bestellt: „One Keks!“ – und leider meistens auch bekommt. Mehrsprachigkeit, unser Fluch und Segen.
Sobald wir in die Innenstadt gehen, verheddern wir uns für gewöhnlich erst einmal in einer dieser Farbexplosionen, die hier Hochzeit genannt werden. Dieses Mal wurde Lola feierlich ein Segenspunkt oder Tilaka in die Stirn gemalt. Dieses dritte Auge markiert Kraft und geheimes Wissen und war in der Form des Bindi eigentlich das Zeichen für eine verheiratete Frau. Wir sind sehr dankbar für diese freundliche Aufnahme und fragen uns, welche Kräfte und welches Geheimwissen uns unser Kind wohl noch offenbaren wird.
Schnell lassen wir den Trubel hinter uns und schauen uns einen der zahllosen Shops in Pushkar an, die so wirken, als seien wir in die eine irre Textilinstallation von Van Gogh geraten. Wir betrachten die bunten Muster, die schillernden Materialien und die kreischenden Farben und hoffen, dass die eigentlich ganz dezent wirkenden Stücke, die wir ausgewählt haben, in unserer Wohnung in Deutschland nicht völlig abgedreht wirken. Nach acht oder neun Monaten Asien am Stück hat sich die eigene Geschmackskompassnadel ein bisschen umgepolt.
Vom Shop aus haben wir einen schönen Blick über den Markt, den wir gerne als Real-Life-Wimmelbild nutzen: Wo ist die Frau mit der Gemüseschale auf dem Kopf? Ein möglicher Titel hier wäre: „Finde die Kuh!“
Abgesehen davon, dass es eher eine Kunst ist, nicht ständig mit einer Kuh zu kollidieren, findet sich das angebetete Tier auch den Schreinen rund um den heiligen See Pushkars, genauso wie unser Freund Ganesha, der Gott des Erfolgs! Alle Götterstatuen werden von Lola nach wie vor mit großem Enthusiasmus angeschaut.
Lolas Begeisterung, was indisches Essen angeht, ist ebenfalls nach wie vor ungebrochen: Es darf mit den Fingern gegessen werden, gerollte Chapatis werden ins Dal getunkt und am Ende gibt es große Mengen Zwiebeln, mit denen wir alle nichts anzufangen wissen. Auf jeden Fall müssen wir uns in den meisten Fällen hinterher umziehen und baden!
Sehr lange haben wir unserer Badewanne in Deutschland hinterhergetrauert, bis wir festgestellt haben: Ein ganz normaler indischer Wascheimer tut es doch auch! Ein weiterer Pluspunkt an indischen Bädern ist auch die Nasszellen-Architektur: Wenn Lola hier etwas überschwemmt, endet die Wasserkaskade an der Badezimmertür.
Am Abend suchen wir uns eine Dachterrasse, auf der wir dem Licht langsam beim Schwinden zusehen. Nach Indien zu reisen war ein großer Schritt für uns, und wir sind froh, dass wir ihn uns getraut haben und langsam im Land angekommen sind.
Manchmal fragen wir uns noch, ob sich all diese farbenfrohen Menschen als Statisten herausstellen werden, Kameras hochgefahren werden und ein Regisseur um die Ecke kommt, um zu rufen: „Los jetzt! Wir nutzen die Lichtstimmung noch für die nächsten zehn Minuten, dann ist die Szene im Kasten!“
Insgesamt stimmen uns die Eindrücke der letzten Tage und Wochen nachdenklich. Den See von Pushkar mit all seiner göttlichen Bedeutung ist schon seit Jahrhunderten ein fester Karawanenhalt. Jetzt hat es uns auf unserer Lebenskarawane hierher verschlagen, damit wir ein weiteres Schmuckstück in unsere Erinnerungsschatulle legen können. Wir werden lange brauchen, um all das hier zu verarbeiten.
Das war unser Beitrag zu „12 von 12“ im Januar von Draußen nur Kännchen. Seht euch gern auch die anderen Blogs an, die mitmachen!